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Meinung
Sexismus am Spieltisch – 5 Kommentare, die wir nicht mehr hören wollen

Sexismus am Spieltisch – 5 Kommentare, die wir nicht mehr hören wollen

Brettspiele sind für alle da – so sagt man zumindest. Doch wer sich als FLINTA* an den Spieltisch setzt, weiß: Zwischen Startspielermarker und Endscoring lauert noch immer eine ordentliche Portion Alltagssexismus.

Zeit also für einen klaren Blick auf 5 Sätze, die wir ein für alle Mal aus unseren Spielrunden verbannen wollen.

1. „Toll, dass Frauen* auch so komplexe Spiele spielen!“

Danke für dein erstauntes Lob – wir nehmen es und schicken es direkt dahin, wo es hingehört: ins Jahr 1954. Diese Aussage ist nicht nur gönnerhaft und herablassend, sie impliziert auch: Frauen*/FLINTA*-Personen seien von Natur aus weniger strategisch, weniger schlau oder hätten einfach „nicht das Zeug“ für Expert*innenspiele.

Newsflash: Wir können Würfel zählen, Regeln lesen, Züge vorausplanen – verrückt, oder?

2. „Räume für FLINTA*s braucht es doch nicht – wir sind doch nett zu allen!“

Ach ja. Der Klassiker unter den Missverständnissen. Zum einen zeugt diese Aussage vor allem von fehlender Reflexion über potenzielle blinde Flecken und stammt meistens von weißen endo-cis Männern und wird im gleichen Atemzug mit „Diskiminierung? Gibt es nicht!“ genannt.

Zum anderen macht „Nett sein“ noch keinen Schutzraum. Ein Safe Space ist nicht die Abwesenheit von Beleidigungen – es ist die aktive Anwesenheit von Verständnis, Empathie, Schutz und Empowerment.

Und die Erfahrung zeigt: Nur, weil jemand „nett“ ist, heißt das nicht, dass sich FLINTA*-Personen automatisch willkommen, sicher oder gleichberechtigt fühlen.

Wer das nicht versteht, sollte vielleicht mal eine Lernrunde Empathie spielen.

„Nur ein Spiel“ ist es nicht für die, die sich ausgeschlossen oder verletzt fühlen.

3. „Wir brauchen doch keine Frauen*/FLINTA*Quote – es zählt nur die Qualität!“

Oh really? Wenn (fast) nur Cis-Männer auf Preislisten stehen, in Gremien sitzen und Spiele veröffentlichen, liegt das sicher an der „reinen Leistung“? Oder vielleicht doch an Strukturen, die FLINTA*-Personen systematisch ausblenden, entmutigen und ausschließen?

Diversität ist kein Hindernis. Sie ist der Weg zu mehr Qualität.
Denn mehr Perspektiven = mehr Innovation = mehr kreative, relevante Spiele.

4. „Das ist doch nur ein Spiel – reg dich nicht so auf.“

Meinem Eindruck nach ist das einer der häufigsten Antwortsätze, wenn FLINTA*-Personen auf sexistische Darstellungen, diskriminierende Spielinhalte oder problematische Narrative hinweisen.

Aber:
„Nur ein Spiel“ ist es nicht für die, die sich ausgeschlossen – oder verletzt – fühlen.
Wenn ein Spiel Frauen* nur als Helferinnen, Sexualobjekte oder hübsche Illustrationen zeigt – dann ist das eben nicht nur Spielerei.

Insbesondere bei historischen Spielen werden Genderklischees reproduziert.

Es ist Reproduktion von Klischees. Von Ausschluss. Von Abwertung. Es sorgt für die Beibehaltung von Machtverhältnissen und ungerechten Gesellschaftsstrukturen.

Und wenn du dich angegriffen fühlst, weil wir das ansprechen – stell dir vor, wie es ist, sich permanent nicht gesehen oder respektiert zu fühlen.

Wir sagen: Spiele formen unsere Wahrnehmung. Und deswegen sollte man sie immer ernst nehmen!

5. „Du bist bestimmt hier, weil dein Freund spielt, oder?“

So ging es mir am Anfang auf Magic: The Gathering-Abenden und so ähnliche Kommentare höre ich häufig, wenn ich auf Messen als Autorin, zusammen mit meinem männlichen Co-Autor, in Erscheinung trete. Die Default-Reaktion ist: Ich werde als Assistentin, Gehilfin oder Begleitung wahrgenommen, nicht – wie es oft der Fall ist – als Lead-Autorin.

Unsere Antwort: Nein. Wir sind nicht hier als Begleitung, sondern weil wir’s lieben. Weil wir spielen, designen, testen, entwickeln, veröffentlichen. Weil wir Strateg*innen, Erfinder*innen, Nerds und Profis sind.

Fazit: Kein Platz für alten Kram.

Also: Lasst uns zusammen für offene, sichere und empowernde Räume sorgen.
Lasst uns zuhören, dazulernen, umdenken – und dann gemeinsam weiterspielen.

Mit Respekt, Verständnis und Gleichwertigkeit für alle.

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